Nachbarschaft ohne Störungen?
Bei der Steigerung des Anteils erneuerbarer Energie spielen Windenergieanlagen (WEA) eine wesentliche Rolle. Dass sie in der Nähe von Wohnhäusern störend wirken können, ist bekannt. Weniger populär ist, dass sie im Betrieb dynamische Kräfte und Schwingungen in den Untergrund eintragen. Für Menschen sind diese Schwingungen im Allgemeinen nicht spürbar, jedoch können hochempfindliche Anlagen und Messeinrichtungen in ihrer Funktion beeinträchtigt werden.
Im vorliegenden Fall war die Errichtung von fünf WEA in ca. 1,5 km Entfernung zu einer seismologischen Messstation beabsichtigt, die Bestandteil eines weltweiten Netzwerks zur Überwachung von Erdbeben und Kernexplosionen ist. Von den zuständigen Behörden wurde die Aufstellung der WEA wegen möglicher Störungen der Seismologiestation abgelehnt. GuD bekam die Aufgabe, zu untersuchen, welche Schwingungen tatsächlich von den WEA ausgehen. Dafür wurden Langzeit-Schwingungsmessungen in Entfernungen bis zu 600 m an zwei Typen von WEA durchgeführt. Die Erfassung der sehr niederfrequenten Emissionen der WEA machte den Einsatz hochempfindlicher Seismometer neben dem der üblichen Schwingungsaufnehmer erforderlich. Gemessen wurde sowohl an der Geländeoberfläche als auch in Bohrlöchern. Es wurden numerische Modelle des Baugrunds und der Gründungen erstellt, um die Schwingungsausbreitung bis zu 1,5 km Entfernung darzustellen. Die Beurteilung der ermittelten Emissionen erfolgte durch Vergleich der statistisch aufbereiteten Messergebnisse mit denen, die am ungestörten Ort der seismologischen Station gewonnen wurden.
Auf diese Weise wurde es möglich, die an der Seismologiestation zu erwartenden Schwingungsgrößen abzuschätzen und aufzuzeigen, wie diese mit angepassten Gründungen der WEA reduziert werden können.
- Baudynamische Untersuchungen zur Schwingungsausbreitung